Versuch eines Jahresrückblicks

Ein grau-weisser Tag. Grau der Himmel, rund ums Haus und bis weit den Hügel hinunter Schnee, sehr viel Schnee. Die Arme müde vom stundenlangen Schaufeln, damit die Ausfahrt passierbar ist und die Futterstation für unsere gefiederten Freunde und der Kompost erreichbar sind. Schneeschuhläufer auf dem Trail, Skifahrer auf der Piste vor dem Fenster. Ein friedlicher Sonntag, mitten zwischen für dieses Jahr abgeschlossenen Projekten und einer intensiven Woche mit fünf Auftritten und drei verschiedenen Programmen zwischen Weihnacht und Neujahr.

Im unteren Stock macht der kleine Kater unserer Mieterin seinen ersten Ausflug, tappst mit seinen kleinen Pfoten neugierig im noch unberührten Weiss auf der Terrasse.
Bald ist es auch für uns wieder soweit: Ein Jahr geht zu Ende, ein neues beginnt. Wie ein blütenweisses Blatt Papier, bereit, neue Geschichten aufzunehmen. Oder eine schier endlos weite Schneefläche, noch unberührt, bereit für neue Spuren.

Zeit, zurückzublicken. mit übervollem Herzen, dankbar für jeden einzelnen Tag, wie er auch immer ausgesehen haben mag. Vieles ist passiert, vieles, das sich anfühlte, als sei es genau so vorgesehen gewesen, als sei gerade jetzt die Zeit dafür gekommen. So wie der Eintritt in die Musikschule, in ein tolles, kreatives und aktives Team mit einer sehr fähigen Leitung.
Die ersten längeren Familienferien seit drei Jahren, in welchen wir gross umgebaut haben, ein neu entdecktes Hobby, die Fotografie, eine stabile Gesundheit an Geist und Körper, die Gewissheit, auf dem richtigen Weg zu sein, auf meinem Weg, eine lebendige Beziehung und Elternschaft, die beide mitwachsen und sich mitentwickeln, mit Raum für alle, voller Verlässlichkeit, Humor, Wurzeln und Flügel…

Fast möchte ich sagen: Was kann da noch besseres werden? Doch weiss ich: Nun ist die Zeit da, mit meinen heuer 44 Jahren, um aus dem vollen zu schöpfen, die zu sein, die ich in all den Jahren werden durfte, jede kostbare Minute zu geniessen, aus jedem noch so kleinen Ereignis zu lernen, weiterzugehen, innehalten, reflektieren, in einer neuen Gelassenheit, Ruhe, tiefen Freude und Zufriedenheit, begleitet von der Weisheit und dem Übermut des inneren Kindes, von Freunden, die alle ein Stück von mir wiederspiegeln. Und mit einer Energie, die mich trägt und vorwärtsschiebt, einem Schmetterling gleich, der sich aus seiner Puppe löst.

Ich freue mich, wieder ein neues Jahr zu beginnen. Ich mag Anfänge und Neubeginne – sei es, wenn ich das Kalenderblatt wende und ein neues Bild zu einem neuen Monat erscheint, oder morgens, wenn ich den neuen Tag begrüsse und beschliesse, ihn zu einem meiner besten zu machen.

Ich wünsche allen, die hier vorbeikommen, von ganzem Herzen alles Gute für die kommenden Feiertage, die mystischen Rauhnächte und dann den Jahreswechsel.
Mögen sich eure blütenweissen Blätter mit viel Frohem füllen, damit auch das Traurige tragbar wird, mögt ihr mutige Spuren in den frischen Neuschnee legen und gesund bleiben!