Veränderungen

Es gibt Leute, bei denen bleibt jahrelang mehr oder weniger alles beim Alten, und es ist gut so.
Es gibt Leute, bei denen ändert sich sporadisch etwas, und auch das ist gut so.
Und dann gibt es noch Leute, bei denen ändert sich in regelmässigen Abständen immer wieder etwas. Dazu gehöre ich. Und es ist gut so.

Mal ganz abgesehen davon, dass man als Eltern sowieso quasi zwangsentwickelt wird und jeder Tag, jede Altersstufe, jedes Schuljahr eine Veränderung mit sich bringt:
Nebst vielen Konstanten in meinem Leben strotze ich vor Neugier und brauche immer wieder Veränderung. Gerne halte ich deshalb stets die Augen offen und sammle Möglichkeiten zur Veränderung, die ich ganz nach Gutdünken nutzen kann – oder auch nicht.
Und manchmal spült einem das Leben solche Möglichkeiten direkt vor die Füsse.

Nach einer sehr intensiven musikalischen Phase hat nun die Sommerpause eingesetzt, die ich für weiterführende instrumentale Studien, für meinen wiederaufgenommenen Gesangsunterricht, für Weiterbildungen, für die Überholung der Instrumente und – ganz recht, für me, myself and I höchstpersönlich – nutze.

Eine erste einschneidende Veränderung war das Austauschen des hundertjährigen Stegs meiner Geige gegen einen neuen. Der Alte war sehr verzogen, dazu sehr zierlich und ist mit der Zeit zum Risikofaktor geworden. Auch absorbierte er einen grossen Teil der Saitenschwingungen, anstatt letztere sauber auf die Geigendecke zu übertragen. Mein zuverlässiger Geigenbauer Daniel Schranz aus Thun hat mir ein neues, wunderschönes Prachtsexemplar gefertigt! Platanenholz, auf der einen Seite gefleckt wie ein Leopard, auf der anderen gestreift wie ein Tiger, und nach nervenraubendem Einspielen (mit neuen Bogenhaaren, was die Geduld noch mehr strapazierte) muss ich gestehen: klanglich ein absolutes Wunder! Noch brauche ich etwas Zeit, um mit leicht veränderten Winkeln fertig zu werden, aber das Üben ist geprägt von stiller Glückseligkeit.

Eine zweite Veränderung ist das partielle Aufgeben meiner beruflichen Selbständigkeit.
Nach fast 20 Jahren Musikunterricht auf privater Basis wollte es das Schicksal oder wer auch immer, dass die Musikschulleitung der MUSIKA (Musikschule unteres Simmental Kandertal) und ich aufeinander stiessen und uns aufgrund des gegenseitigen guten Bauchgefühls zur Zusammenarbeit entschlossen.
Ich durfte an der letzten Lehrerkonferenz bereits meine neuen Kolleginnen und Kollegen kennenlernen und ich freue mich sehr, in diesem Team und mit einer sehr innovativen Schulleitung zu arbeiten.

Nächste Woche werde ich zudem das Grundmodul zur Ausbildung als J + M- Leitende besuchen. Als erfahrener Berufsmusikerin werden mir weitere Module erlassen.
Im Oktober kommt ein Zusatzmodul in Kinder- und Jugendchorleitung dazu.
Was sich mir mit diesen beiden Zertifikaten ausser finanzieller Unterstützung für meine musikalischen Projekte von Seiten des Programmes “Jugend und Musik” des Bundesamts für Kultur noch alles für Veränderungen oder Möglichkeiten dazu in den Weg legen – wir werden sehen.

Ich wünsche allen, die hier vorbeikommen, offene Augen und Herzen, Neugier und ein gutes Bauchgefühl!

Und plötzlich weisst du: Es ist Zeit, etwas Neues zu beginnen und dem Zauber des Anfangs zu vertrauen.
(Meister Eckhart)