Auf Flügeln der Musik

Eine wunderbare Festtagssaison liegt hinter mir. Einerseits fühle ich mich wie ein Schluck Tee nach dem dritten Gebrauch desselben Beutels, andererseits einmal mehr überreich beschenkt und dankbar für all die schönen musikalischen und menschlichen Begegnungen.

Da wäre zunächst mal die Christnachtsfeier in Wohlen, die ich mit meiner Kollegin Doris musikalisch dicht umrahmen durfte. In der Stille der Nacht – gerade dieser Nacht – , nur von einem leuchtenden Tannenbaum (und einer halbwegs funktionierenden Pultlampe) erhellt, zu musizieren, allerlei Gedanken nachzuhängen, die Feierlichkeit der Stunde zu spüren, die lange Autofahrt mit gutem Gesprächen verkürzt – und gegen 02:00 erledigt, aber glücklich ins Bett zu fallen – es war schön.

Dann die Altjahrskonzerte mit meinem wundervollen Orchester Ostermundigen, unserem meisterhaften Dirigenten Bruno Leuschner und einem begnadeten, kreativen, charismatischen und äusserst liebenswerten Cembalisten Vital Julian Frey!

Es war dies die vierte Ausgabe dieser Konzerte, und so kann man wohl zu Recht langsam von Tradition zu sprechen beginnen. Die Stimmung ist immer besonders schön, die Kirchen besonders voll, – und der Nachklang besonders intensiv.
Wenn das erste Konzert in Ostermundigen zwar noch etwas verhalten und kontrolliert, aber durchaus sehr erfreulich von statten ging (wenn man mal von Vital absieht, der des Dirigenten spasshafte Bemerkung wörtlich nahm und in der Kadenz des ersten Satzes von Haydns D-Dur-Cembalokonzert einen donnernden Fandango vom Stapel liess und einen ebensolchen Szenenapplaus verursachte), so war das zweite Konzert in Spiez gleichsam entfesselt und gelöst, und dies bei allerhöchster Konzentration. Bis zum hintersten Platz war das Orchester buchstäblich auf der Stuhlkante positioniert, setzte die kleinste Regung des Dirigierstockes um und fing sich so ein ehrenvolles, lobendes, öffentliches Statement unseres Solisten ein.
Selber als Solistin an der Seite dieses grossartigen Kollegen, Musikers und Menschen mit dabei gewesen zu sein, und dies in allerbestem gegenseitigem Einvernehmen, bedeutet mir viel.

Hier eine sehr freundliche Besprechung meiner BO-Schreiberkollegin Lotte Brenner:
“Cembalo und Geige waren per Du” – Berner Oberländer vom 03.01.2018

Zum Dessert brachten mein langjähriger Freund Chrigu Gerber an der Orgel und ich an Silvester und Neujahr jeweils guten alten Rock aus den 70er Jahren zu Gehör. Es waren Songs von Queen, die verblüffend gut passten und ebenso aufgenommen wurden. Wunderbar, mal so richtig loszujammen, zu improvisieren, zu sülzen, … und ein erstaunlich offenes Publikum – Verzeihung, eine äusserst offene und begeisterungsfähige Gemeinde samt mit vor Lebensfreude mitswingendem Talar bestücktem Pfarrer – begeistern zu können. Und die bereits gut 20jährige kreative Zusammenarbeit mit Chrigu möchte ich um keinen Preis missen!

Das neue Jahr hat Fahrt aufgenommen, und ich bin dran, mich vom totalen Musiker-Rhythmus (am Tag schlafen, essen und üben, abends spielen) mich im Halbstundentakt wieder an den oft mit dem Musikerleben nicht allzu kompatiblen Schulalltagesrhythmus der Jungs heranzupirschen.
Noch haperts ein wenig, aber der Schwung der oben erwähnten Highlights verleiht Flügel, und so wird das schon werden.

Allen von Herzen ein zauberhaftes 2018 mit vielen bereichernden und beglückenden Momenten!